Achim Biesenbach - Praxis für Psychotherapie - Hilden

Psychologische Testverfahren

Testkonstruktion und Testtheorie

Die psychologische Testtheorie beschäftigt sich mit den methodischen Grundlagen einer bestimmten Art von Messinstrumenten, nämlich den psychologischen Tests, die Testkonstruktion mit der Entwicklung der Verfahren.

Nach Lienert ist ein Test ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmalen mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung. Nicht jede beliebige zu diagnostischen Zwecken angestellte Untersuchung kann als Test gelten, sondern nur eine solche, die

  1. wissenschaftlich begründet ist
  2. routinemäßig durchführbar ist
  3. eine relative Positionsbestimmung des untersuchten Individuums innerhalb einer Gruppe von Individuen ermöglicht
  4. bestimmte empirisch (nicht etwa rein begrifflich) abgrenzbare Eigenschaften, Bereitschaften, Fähigkeiten oder Fertigkeiten prüft.

Die öffentliche Diskussion über den Nutzen und die Anwendung von Tests, besonders im Zusammenhang mit Ausleseverfahren bezieht sich weitgehend auf die Testfairness, womit die systematische Benachteiligung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen bei Tests, die vorrangig auf ein gymnasiales Bildungsbürgertum zugeschnitten sind, gemeint ist.

Die Frage der Fairness eines Tests ist unlösbar mit der Frage nach dem Zweck seines Einsatzes verknüpft. D.h., dass der Test nur für den Zweck benutzt werden sollte, zu dem er ursprünglich konstruiert wurde.

Skalentypen bei psychologischen Tests

Man unterscheidet folgenden Skalentypen

Nominalskala eindeutig, z.B. Geschlecht
Ordinalskala monoton steig. Transformation, z.B. Erdbebenskala
Intervallskala pos. linear. Funktion., z.B. Temperatur, Nullpunkt und Einheit willkürlich
Verhältnisskala Nullpunkt fest, Einheit frei, z.B. Länge
Absolutskala alles fest, z.B. Häufigkeit

Aufgaben psychologischer Tests

Ein Test kann folgende Aufgaben erfüllen:

  1. Querschnittsdiagnostik
    1. Kennzeichnung der Stellung des Einzelindividuums innerhalb einer Gruppe vergleichbarer Individuen hinsichtlich eines bestimmten Persönlichkeitsmerkmals
    2. Feststellung von Unterschieden hinsichtlich der Gradausprägung des Merkmals zwischen
      • verschiedenen Individuen
      • verschiedenen Gruppen
    3. Entscheidung über
    4. Erfüllung oder Nichterfüllung einer Bedingung
    5. Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines geforderten Merkmals (Mm)
    6. Grad einer Mm-Ausprägung (Auslese)
    7. Feststellung individueller Mm-Kombinationen (Persönlichkeitsprofil)
  2. Längsschnittsdiagnose, Feststellung von Mm-Ausprägungen innerhalb definierter Zeitspannen (Verlaufsprofil) bei
    • Einzelindividuen
    • Gruppen (z.B. Geschlecht, Alter)
  3. Forschung
    • Persönlichkeitsforschung, Feststellung kollektiver Mm- Zusammenhängen (Eigenschaftstrauben, Persönlichkeitstypen)
    • Analyse kollektiver Mm-Zusammenhänge (Faktorentechniken, KFA, (Konfigurationsfrequenzanalyse))
    • Allgemeinpsychologische Forschung, Feststellung von Mm- Veränderungen unter planmäßig variierten Bedingungen bei Einzelindividuen und Gruppen

Durchführungsbestandteile bei psychologischen Tests

  1. Testanweisung mit Bedingungen, Durchführung und Auswertung für den Testleiter und Angaben der Testleistung, die gefordert wird, für den Pb.
  2. Testdurchführung z.B. motorische Reaktion, manuelle oder geistige Routinetätigkeit, konkrete oder abstrakte Problemlösung, Stellungnahmen zu einer Verhaltens-, Erlebnis- oder Einstellungsfrage. Eine oder viele Aufgaben. Einfache oder komplexe Aufgaben. Gleichschwere oder inhomogene Aufgaben.
  3. Testauswertung: intuitiv, regelmäßig, schematisch oder automatisch.
    Ergebnisse: Ein oder mehrere Punktwerte.

Klassifikation von Tests

  1. nach der Generalisierbarkeit, standardisierte - nichtstandardisierte Tests
  2. nach dem zu erfassenden Persönlichkeitsmerkmal, Intelligenz-, Leistungs-, Persönlichkeitstests
  3. nach der Anzahl der Persönlichkeits- oder Leistungsaspekte
  4. nach prognostischer Absicht auf einen Beruf
  5. nach dem Interpretationsbezug, direkte, psychometrische, projektive, symbolische Tests
  6. nach dem Umfang, in dem das Testergebnis durch das subjektive Urteil der Auswerter mitbestimmt wird, z.B. TAT, Fragebogen
  7. nach der Zeitbemessung, Rechentest von Pauli, Denksportt. von Lienert
  8. nach der Art der Testdurchführung und den benötigten Requisiten
  9. nach dem Grad der Abhängigkeit vom Sprachverständnis und der Testbeantwortung
  10. nach Anzahl der Testteilnehmer
  11. nach formaler Struktur des Tests, Testserien, Testbatterien
  12. nach formaler Struktur der Aufgaben, hochstrukturierte mit einer Lösungsmöglichkeit und niedrigstrukturierte Tests mit mehreren richtigen Lösungen
  13. nach der Art der Aufgabenbeantwortung, freie Aufgabenbeantwortung z.B. Aufsatztests, gebundene Aufgabenbeantw. z.B. richtig-falsch, Mehrfachwahl, Neuordnung

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